Interview
Die Kandidatin im Interview mit Horst Michalzik
Manuela Peckmann, Sie haben eine Amtszeit als Samtgemeindebürgermeisterin fast absolviert, jetzt treten Sie erneut an: Was haben Sie erreicht, was wollen Sie künftig darüber hinaus erreichen?
In vielen Bereichen haben wir, und damit meine ich Rat, Verwaltung und weitere Beteiligte wie beispielsweise die Feuerwehr, uns zunächst strategisch aufgestellt. Damit existiert eine solide Grundlage, die es zu leben und praktisch umzusetzen gilt. Die politischen Diskussionen sind dadurch zumeist nicht mehr so spektakulär. Es besteht weitgehend Einvernehmen, wohin die Reise gehen soll. Das war auch in vielen Ratssitzungen zu merken, die Beschlüsse waren in der Regel von einer sehr großen Mehrheit getragen.
Gefühlt haben wir in den letzten Jahren gebaut, gebaut und nochmals gebaut. So konnten wir die Kinderbetreuungsmöglichkeiten deutlich ausweiten, gleiches gilt für die Ganztagsschulangebote. Für beide Bereiche sind jedoch noch weitere Baumaßnahmen notwendig, die bereits zum großen Teil eingeleitet sind. Das möchte ich natürlich weiter begleiten. Ein echter Brocken wird die Umsetzung des Standortkonzeptes Rühen mit einem Volumen von mehr als 20 Millionen Euro. Im Schulbereich muss zudem die Ausstattung verbessert werden. Da denke ich insbesondere an das digitale Lernen in der Schule. Aber auch in der Verwaltung wird die Digitalisierung künftig deutlich voranschreiten. Die Bürger sollen deutlich mehr Dienstleistungen „Online“ abwickeln können. Die Pandemie hat gezeigt, dass da einiges geht.
Für die Feuerwehren wurde in einem Brandschutzbedarfsplan festgelegt, was für die Aufgabe erforderlich ist. Besonders ist die Fahrzeugrotation, um die erforderlichen Maßnahmen zeitlich und finanziell in Einklang zu bringen.
Wie würden Sie Ihre eigenen Ansprüche an Ihre Arbeit formulieren?
Schmunzelt: Dranbleiben!!! So manches Projekt ist komplexer und dauert länger, als ich es mir zu Beginn vorgestellt habe. Strategien und Konzepte nachhaltig umzusetzen ist halt kein Sprint sondern ein Marathon. Oft sind zunächst Kompromisse erforderlich, die aber zumindest ein Schritt in die angestrebte Richtung sein müssen.
Auch müssen Fakten deutlich benannt werden. Dazu gehört für mich als Bürgermeisterin den aus fachlicher Sicht besten Weg aufzuzeigen aber auch klar zu sagen, was beispielsweise aus zeitlichen oder rechtlichen Gründen nicht geht.
Sie haben sich selbst einmal als Dorfmenschen bezeichnet. Sind Sie in den fünf Jahren in verantwortungsvoller Position als Spitzenbeamtin Ihrem Dorf verbunden geblieben?
Ja, auf jeden Fall. Ich spüre aber auch Veränderung. Zunächst ist es gut, im Dorf deutlich zu sagen, wann bin ich privat und wann bin ich Amtsperson und handle und entscheide auch als solche.
Es haben sich die Verbindungen zu Vereinen und Organisationen in der gesamten Samtgemeinde intensiviert, was das Gefühl für die Samtgemeinde als Ganzes stärkt. Die Arbeit mancher Vereine wie DRK oder Naturschutz Bromer Land finde ich klasse und bin deshalb Mitglied geworden.
Sie sind seit vielen Jahren aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Wie fühlt man sich in ständiger Bereitschaft und angesichts höchst anspruchsvoller Einsätze?
Ständige Bereitschaft bin ich gewohnt 😊. Das habe ich mir schließlich freiwillig ausgesucht. Die Ansprüche bei den Einsätzen steigen merklich, da wir mit immer mehr Technik, gefährlichen Stoffen und Umwelteinsätzen konfrontiert sind. Da sind gute Ausbildung und regelmäßiges Üben sehr wichtig. Leider ist dies seit Beginn der Corona-Pandemie schwierig. Ich freue mich deshalb über jede Möglichkeit zum Übungsdienst zurückzukehren, beispielsweise aktuell mit vorherigen Tests.
Je komplexer die Aufgaben sind, desto wichtiger sind Zusammenarbeit, Vertrauen und Verlässlichkeit, um im Einsatz gemeinsam mit den Kameraden zu bestehen. Das finde ich in der Feuerwehr.
Wie sehen Sie die weltweite klimatische Entwicklung im eigenen Ort?
Ich glaube, dass man beim Klimaschutz nicht auf den einen großen, verordneten Wurf warten darf. Jeder muss für sich schauen, welchen Beitrag er selbst leisten kann. Dann kommen wir mit vielen kleinen Schritten zum Ziel. Ein schönes Beispiel ist die inzwischen dritte Blühwiesenaktion. Da tun wir gemeinsam etwas für den Insektenschutz und verschönern gleichzeitig das Dorfbild. Toll sind auch die Projekte an Kitas und Schulen mit dem Naturschutz Bromer Land oder unseren Landwirten. Egal ob Nistkästen gebaut werden, ein Quiz um den Ohresee veranstaltet oder ein Bauernhof besucht wird. Das ist Umweltbildung zum Anfassen.
Bei Gebäuden der Samtgemeinde ist es mir wichtig, nachhaltig zu bauen und erneuerbare Energien einzusetzen. Bei Neubauten ist das unkompliziert und wird gleich mit eingeplant, Bestandsbauten werden bei Gelegenheit angepackt. So wird beispielsweise Photovoltaik zunächst auf den am besten geeigneten Dächern nachgerüstet.
Im Privaten sind mir der Konsum regionaler Produkte und die Wiederverwertung von Stoffen ein besonderes Anliegen.
Haben sie mit der Berufung zur Bürgermeisterin Ihren Traumberuf gefunden?
Bürgermeisterin ist ein toller Beruf. Nach dem Motto „great things never come out of comfort zones“ bedeutet es, sich stets auf Neues einzulassen und Ideen zu klären. Vieles muss mit langem Atem verfolgt werden, bis es in trockenen Tüchern ist. Da ist es gut, wenn man weiß, wo man hinwill. Ich mag es, wenn sich alle offen auf den Austausch einlassen und jeder frei seine Meinung äußern kann, im Bewusstsein, dass alle am gleichen Strang ziehen und dazu auch noch die Richtung stimmt. Dies funktioniert innerhalb der Samtgemeinde aber auch mit anderen Kommunen und Institutionen in der Regel gut und vertrauensvoll.
Was unternehmen Sie in Ihrer sicher knappen Freizeit, beispielsweise im Urlaub? Haben Sie noch einen Reisewunsch, der bisher unerfüllt geblieben ist?
Wenn es mal raus geht, dann am liebsten nach Dänemark. Ich bin aber schon zufrieden, wenn ich im Garten werkeln kann. Als hätte man einen Schalter umgelegt, tauche ich da in eine andere Welt ein. Ich freue mich, wenn aus einem Samen eine Pflanze wird. Wenn ich von der Pflanze dann noch ernten und etwas verzehren kann, fühle ich mich mit der Natur, mit dem Lebenskreislauf verbunden und gut.
Manchmal betrachte ich auch nur die Blüten und Blattformen und bin fasziniert. So habe ich mir die große weite Welt über exotische Pflanzen einfach nach Hause geholt 😊
Lesen Sie gern zum Zeitvertreib oder zur Fortbildung? Was sind Ihre Lieblingsbücher?
Bedingt durch die Corona-Pandemie habe ich auch mehr gelesen. In dem Buch „Die Pest“ von Albert Camus habe ich so manche Parallele zum Verhalten der Menschen in der aktuellen Pandemie entdeckt, was ich sehr hilfreich fand. Zum Abschalten mag ich die Krimis von Nele Neuhaus.
Ein Buch das mich seit meiner Jugend begleitet und in dem ich regelmäßig lese ist ein Sachbuch, nämlich „Gesünder leben mit Heilkräutern“ von Barbara und Peter Theiss. Die dortigen Rezepte kommen bei Wehwehchen im Familien- und Freundeskreis zur Anwendung und haben sich bestens bewährt.
Welche Musik entspricht am ehesten Ihrem Geschmack?
Musical! Story, Musik und Tanz – perfekt! Mein Favorit ist „Joseph“. Sehr gerne höre ich auch „König der Löwen“, „Starlight Express“ und „Anatevka“.
Welche Ihrer Eigenschaften schätzen sie als besonders positiv, welche als eher negativ ein?
Ich bin zielstrebig, zuverlässig und genau. Dabei sind mir nachhaltige Entscheidungen sehr wichtig.
Jede Seite hat ja bekanntlich zwei Seiten, das gilt auch für Eigenschaften.
Wird beispielsweise meine Genauigkeit in Verwaltungsangelegenheiten geschätzt, arbeite ich bei anderen Dingen an mir, um auch mal mit weniger als 100 Prozent zufrieden zu sein.
Um nachhaltige Entscheidungen herbeizuführen, ist oft eine umfangreiche Grundlagenarbeit erforderlich. Da dauert es zunächst etwas länger. Später zahlt sich dies aber aus, weil die Entscheidungskriterien und damit die Richtung klar ist und ein handfestes Konzept steht.
Frage: Hat es in Ihrer Amtszeit etwas gegeben, was Sie trotz allen Bemühens nicht umsetzen konnten?
Die Eröffnungsbilanzen sind noch immer nicht fertig. Das fuchst mich ungemein, dass dies trotz diverse Zusatzbemühungen nicht abgeschlossen ist. Da ist mehr als ein Wurm drin.
Vielen Dank für das Gespräch.
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